Ein Jahr – ein Baum – Streuobstwiesen Kirdorfer Feld

Das Kirdorfer Feld ist eine Jahrhunderte alte Kulturlandschaft im Norden Bad Homburgs im Stadtteil Kirdorf.

Auf einer Fläche von rund 160 Hektar wechseln sich artenreiche Streuobstwiesen, extensiv genutze Feucht-und Trockenwiesen und einige kleinere noch landwirtschaftlich genutzte Flächen ab. Ungefähr 3500 Flurstücke im Gebiet weisen auf die kleinteilige Parzellierung und die große Zahl an Grundstücksbesitzern hin. Drei kleine Grundstücke gehören heute der Berner-Stiftung. Die Stiftung hat sie aus dem Nachlass des Stifterehepares Dr. Wolfgang und Sigrid geerbt.

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Streuobstwiesen sind die bekannteste Form des Streuobstbaus. Für diesen ist die Mehrfachnutzung kennzeichnend: Die Bäume dienen der Obsterzeugung („Obernutzung“); da die Bäume locker stehen, dienen die Flächen zugleich als Grünland („Unternutzung“), entweder als Mähwiese zur Heugewinnung oder direkt als Viehweide 

Mit dem Verschwinden der Klein- und Nutztierhaltung ab den 60er Jahren ging auch die Bedeutung der Obstwiesen zurück. Immer mehr Grundstücke verwilderten, weil sie nicht mehr gepflegt wurden.
Seit Ende der neunziger Jahre hat ein Umdenken begonnen: Das Naturschutzgebiet mit einer Größe von 55,33 Hektar wurde am 17. Oktober 1996 unter Schutz gestellt. Mit der gleichen Verordnung wurde eine Fläche von etwa 78 Hektar als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. In der Summe stehen damit etwa 133 Hektar unter Schutz. Da die im Kirdorfer Feld vorhandenen Wiesengesellschaften von überregionaler Bedeutung sind, ist das Kirdorfer Feld zusätzlich als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH Gebiet) durch die Natura 2000-Verordnung des Landes Hessen ausgewiesen worden.

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Für die Streuobstwiese eignen sich nur robuste veredelte Hochstämme mit geringen Ansprüchen an Pflege und Standort. Die Wildformen stellten auf Grund ihrer Herkunft jedoch meist hohe Ansprüche an Boden und Klima, daher wurden spezielle, widerstandsfähige Sorten gezüchtet, die den jeweiligen Gegebenheiten nahezu perfekt angepasst sind. Die Sortenvielfalt hat daher stets einen regionalen Bezug; traditionelle Artenzusammensetzung und Sortenauswahl weisen einen sehr hohen Spezialisierungsgrad für unterschiedliche Standorte und Nutzungen auf. Von den über  3000 Apfelsorten Mitteleuropas sind nur etwa 60 im deutschen Handel. Auf Streuobstwiesen finden sich jedoch noch viele alte Regonalsorten. Sie stellen daher ein wichtiges Reservoir für den Genpool der Kulturäpfel dar. Die typische Streuobstwiese gibt es nicht.

Auf extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen komplettiert je nach Artenzusammensetzung, Standortfaktoren und Zweitnutzung (Weide, Wiese, Acker) eine artenreiche Tierwelt (Fauna) die Lebensgemeinschaft (Biozönose) . Insbesondere ist die Streuobstwiese ein wichtiger Lebensraum für Vögel und Gliederfüßer wie Insekten oder Spinnen. Streuobstwiesen weisen nur zwei deutliche „Stockwerke“ auf: die Kronenschicht der Obstbäume und die aus Gräsern, Kräutern und teilweise niederen Stauden bestehende Krautschicht. Durch den weiten Stand der lichtkronigen Bäume ist die Krautschicht besonnt und sehr vital. Im Unterschied zu Obstplantagen, selbst wenn dort auf Insektizide und Herbizide verzichtet wird, sind Streuobstwiesen wesentlich artenreicher.

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Im Herbst 2005 hat sich auf Initiative der beiden Kirdorfer Grundstückseigentümer Harald Kämpfer und Michael Korwisi eine Gruppe weiterer Interessierter getroffen, die sich auf privater Ebene für das Kirdorfer Feld einsetzen wollen. Aus dieser Gruppe heraus hat sich Ende Januar 2006 der Verein „Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld“ (IKF) konstituiert. Die Berner-Stiftung hat ihre Grundstücke in die Interessengemeinschaft gegeben und ist Mitglied im IKF.

Seit kurzem verfügt der IKF auch über ein eigenes schönes Vereinsheim, mit Vortragsaal, Ausschank und geräumigen Garagen, wo alle Arbeitsgeräte untergestellt werden können.

Seit 2023 schicken wir Förderschüler aus Frankfurter Schule zur Apfelernte auf das Kirdorfer Feld. Die Kinder und Jugendlichen legen Planen unter die Apfelbäume, schütteln mit Rüttelstangen an den Bäumen, Pressen in einer Presse Apfelsaft oder werden mit selbst gepresstem Apfelsaft bewirtet, sammeln Äpfel ein und verbringen eine schönen Vormittag in der Natur.